Performance 1979
Essener Kunstszene 6. August 1979
Schirmherren: Folkwangmuseum Essen und die Stadt Essen
Performance der Essener Kunstaktionisten Bodo Bitzer und Hartmut T. Reliwette : „Partner 2000“
Ort: Messehallen an der Gruga – hier: Wiese vor dem Blumenhof, Gruga
Teil I
Ein begehbares Kettenlabyrinth diente als Kommunikationsobjekt, in dessen Zentrum eine Mörtelmischmaschine während der dreiwöchigen Ausstellung lief... Lebenspartner, die ihrer Beziehung überdrüssig geworden waren, hatten die Gelegenheit, ihre Eheringe dort hineinzuwerfen. Umringt war diese maschinelle „Einheit“ von stapelbaren Obelisken aus Carrara–Marmor des Bildhauers Bodo Bitzer. Auf jedem Teilstück dieses Obelisken war oben ein menschliches Porträt eingemeißelt.
Teil II
Am Tage der Eröffnung sollten Brautpaare in Hochzeitsgewändern erscheinen und sich zum Picknick auf der Wiese einfinden. Freiwilligen wurden indes Verbände angelegt. Sie symbolisierten „Gesellschaftskranke“, die mittels Schubkarren auf den Portationsplatz (portare –lat. transportieren, tragen) „verbracht“ wurden.
Zur Erinnerung: seit wenigen Jahren ist bekannt, dass Millionen Bürger und Bürgerinnen unter Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen leiden und nur wenige von ihnen können noch in vollem Umfang am gesellschaftlichen Zusammenleben (Arbeitsplatz) teilnehmen...
Teil III — Prominente an der Kette
Politiker des Kulturausschusses der Stadt Essen (Rüdiger Henze, Rolf Drewel , Klaus Beckmann und Hanno Achenbach) und die Essener Schauspielerin Brigitte Lebaan wurden angekettet. Anwesende sollten die Namen der Protagonisten sagen. Erst dann wurden sie befreit. Sofort erkannt und benannt wurde die Schauspielerin der Essener Bühne. Bei den anderen (zwei davon waren u.a auch Rechtsanwälte) dauerte es ziemlich lange, bis sie erkannt und benannt wurden.
Im weiteren Verlauf der Performance wurden von Reliwette 14 Gesetzesentwürfe vorgestellt und von den Teilnehmern problemlos abgestimmt. z.B. „Darf ein 35jähriger Künstler eine 24jährige Freundin haben?“
Teil IV — Spurensicherung
Am vorletzten Tag der „Szenenausstellung Essener Kunstschaffender“ wurde das Kettenlabyrinth demontiert. Spuren wurden sichtbar von den Labyrinthläufern der vergangenen Wochen. Ein Kranwagen der Stadt Essen beförderte den Fotografen (Jürgen Leiendecker), Essen) in eine Höhe von 8 Metern. Von dort entstanden die Fotos der Performance. Gleichzeitig wurden Luftballons von den Labyrinthketten „befreit“ und trugen Zettelchen mit persönlichen Wünschen der Teilnehmer über das Land.