FORT KNOX
(aus: Bewegungen im Untergrund)
Ich habe mich höllisch verbarrikadiert.
Im Flur zwei Tretminen.
Am Klingelknopf ist ein Selbstzündungsmechanismus
angebracht, der den Träger der Tür gegebenenfalls
zum Einsturz bringt.
Sicherheitskette, doppelt arretiertes Security-Schloß.
Ich habe mich wirklich höllisch verbarrikadiert.
Und das nur wegen so ein paar hübscher Geschöpfe
mit Titten und Arsch.
Eigentlich kommt sowieso keine von ihnen hier vorbei.
Falls es denn mal sein sollte, müßte es Lady-Rambo sein.
Pump-Gun durchziehen und mittig in die Tür feuern.
Gekonnter Fußtritt hinterher, die Tür fliegt aus den
Angeln wie ein Schmetterlingsschlag, und da steht sie:
Mit wallendem blonden Haar, spitzem Mund, und ein
leises Ach-Herrje zieht melancholisch in den Raum.
Sie stößt mir den Gewehrlauf zwischen die Beine,
lädt erneut durch, und ich sage nur:
"Ich hab' dich ja gewarnt ..."
DER HERAUSFORDERER
Jahrelang standen
wir uns am Tresen gegenüber,
und mal ging die Runde an dich,
mal habe ich einen Sieg errungen.
Wir fighteten hart um jeden Zentimeter,
in den Kaschemmen, draußen im Park
oder oben in meiner Wohnung.
Du bist immer jung geblieben, in bester Kondition,
absolut durchtrainiert, und die Liste deiner Gegner
liest sich wie das "Who is Who" der High-Society.
Meine schlampige Art, mich vorzubereiten,
brachte dir einige Punktsiege ein,
bei denen du nur ein paar Frauen, ein paar Jobs
und etliche Jahre genommen hast.
Kürzlich wollte ich dir den Titel hier in Dortmund
streitig machen und ging mit abgeschlafftem Geist
und zu hohen Leberwerten auf dich los.
Für einen Moment sah es so aus,
als wäre ich wieder ganz der Alte,
und ich schaffte es sogar,
dich in der vierten Runde anzuknocken,
doch wie das so ist beim Saufen,
du kamst wieder hoch,
spieltest deine ewige Jugend gegen mich aus
und gabst noch einmal alles:
Bier, Wein und Jim Beam,
und wie ich schließlich K.O. auf die Bretter knallte,
hatte ich nicht nur den Kampf,
sondern Frau, Kind und Wohnung verloren.
Den Job hast du mir gnädigerweise gelassen.
Für eine Revanche kein schlechter Ausgangspunkt.
FEIERABEND
Morgens, wenn ich in die
Straßenbahn steige, und an manchen Morgen ist es besonders
schlimm, sehne ich mich nach dem Feierabend, der kalten Flasche
Bier, nach der Einsamkeit, und wenn ich leicht betrunken auf der
Couch einschlafe und träume, ich sei pensioniert, vergesse ich
beinahe, nach all dem Bier und der Ruhe, daß dann mein Leben fast
vorbei ist.
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