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Cordula Scheel

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Jahrg. 1935, verheiratet, 2 Kinder. Kindheit und Jugend in Mecklenburg, Stettin, in der Uckermark, nach der Flucht in Schleswig Holstein. Seit 1950 in Hamburg. Jurastudium in Tübingen, Madrid, Abschluss in Hamburg. Ausbildung zur Dolmetscherin für Spanisch und Französisch. Drei Veröffentlichungen: Denn ich wage das Wort (1995), Öffnung (1997) beide Kreis der Freunde Peter Coryllis, Walchum Gezeichnet (2001) Geest-Verlag A. Büngen, Ahlhorn. Vertreten in verschiedenen Anthologien und Zeitschriften. 1996 unter den Preisträgern des Mons Aegrotorum, Italien. Mitglied der IGdA, Internationale Interessengemeinschaft deutschsprachiger Autoren e.V.

eMail: scheelcor@aol.com






Duckdalben

Ausguck für Möwen
ausgedient
als Ankerplatz
die guten Zeiten
machten nicht fest
am rissigen Holz
reibt das Tau
eines Beiboots
sich auf
für die Freiheit

Unbewegt äugen
die Möwen





Gelassen

Kein Windhauch selbst
die Stille schläft
auf den Tomaten
ein Sonnenfleck
auf jeder roten Frucht

In Pflaumenbäuchen
reift das Licht
zur Süße
der Sommer rundet
sich und ruht




Im Schlaf

geworfen zwischen
eingestürzte Häuser
die weiße Fahne
eng am Leib aus Schnee
darin ein Fetzchen
Friede überwintern will

In kalten Nächten
heulen Rudelwölfe
das Wiegenlied
der Unbehausten
zum ungewissen Hof
des Mondes

Manchmal geschieht es
schwankt die Erde
im Schlaf ein Schiff
der Friede ist an Bord
und zartes Gras
lässt sich erträumen




Kleines Seestück

An diesem Tag ist das Meer
ein blaues Zirkuspferd langmütig
läuft es seine Runden

Da hüpft vom Trapez
die Sonnenprinzessin in seine Mähne
springt auf und wieder ab
legt sich auf den Rücken
wirft ihr Netz aus denkt
Seepferdchen hinein mit Sonnenrüsseln

Das Meerpferd rauscht auf
schüttelt Wellen aus dem Ärmel
und rollt mit der Brandung
die Sonnenprinzessin an Land
Gischt und Schaumküsse überall
dann - husch hüpft sie zurück

Das blaue Zirkuspferd
schnaubt zärtlich langmütig
läuft es seine Runden




Landflüchtig das Meer

In manch alten Städten
erzählen Ringe
die nichts mehr halten
von versandeten Häfen
von Booten
und ihrer Fracht
vom landflüchtigen Meer

Menschenflüchtig
sollte es sein heute und
wieder und wieder
seine Geschöpfe erstickt
grau-schwarz schlagen
die Leiber an Land
das Meer trägt Trauer






Spurensuche

War Blume ich
fühlte als Stein
Lebte im Mutterleib
unter des Mondes
hohem Gesetz
auch als Fisch

Spurensuche
auf dem Rücken
des Feuersalamanders
in meinem Blut
seit jeher das Salz
des Urmeeres





Wegsteine

Wachsen
mit den Ölbäumen
eine Spur nur
legen jedes Jahr
Gefährten zur Seite
und vier kleine Pfoten
Lebenslust

Luftzeichen erproben
und Triangeln
setzen ins
Winterfell der Jahre
Wegsteine
am Rande der Zeit
gegen den Himmel gehalten